Orgelzyklus Roman Summereder 2024
Im Rahmen der Konzertreihe ORGEL PLUS 2024
Sonntag 2O. Oktober 2024, 18.00 Uhr
Dom St. Pölten
an der METZLER-ORGEL Roman Summereder
WERKE VON BACH, GLAUS, SCHMIDT, SCHÖNBERG, HAUER, MARTIN UND WELMERS
Programm dieses Abends:
Johann Sebastian Bach, FANTASIE UND FUGE IN G-MOLL,BWV 542
(1685–1750)
Daniel Glaus, „AUBE ET AURORE“ (2010)
(GEB. 1957)
Invention pour l’orgue historique dans l’hopital de la Chapelle des bourgeois à Fribourg
Franz Schmidt, Zwei Zwischenspiele aus dem Oratorium „DAS BUCH MIT SIEBEN SIEGELN“ (1935/37)
(1874–1939)
vor dem Auftun des ersten Siegels: „Und ich sah in der rechten Hand dess’, der auf dem Throne saß, ein Buch“ vor dem Auftun des siebenten Siegels: „Es schwillt das Meer und steiget immer
höher und höher noch, rettet euch in die Berge dort“
Arnold Schönberg, „MOLTO MODERATO“ (1941)
(1874–1951)
Fragment der unvollendeten Sonate für Orgel
Josef Matthias Hauer, ZWÖLFTONSPIEL Weihnachten 1946
(1883–1959)
Frank Martin, PASSACAILLE (1944)
(1890–1974)
Jan Welmers, SFEREN 70
(1937–2022)
Hier das Programmheft des Abends zum Download.
Zum Programm ...
Auf das heutige Programm strahlen die beiden antipodischen 150er-Jubilare des Jahres 2024 aus:
Einerseits Arnold Schönberg, der als „Erfinder“ der 12-Tontechnik den musikalischen Fortschritt vertritt und aufgrund seiner jüdischen Herkunft 1933 ins amerikanische Exil gezwungen wurde.
Andererseits Franz Schmidt, in dessen rückschauendem Schaffen die romantische Klangwelt noch einmal aufrauscht und ausklingt. Wenngleich Schmidt von der Kulturpolitik des Nazi-Regimes vereinnahmt wurde, stand er Schönbergs Ästhetik in mancher Hinsicht näher als man denkt. So schrammt das 2. Zwischenspiel, das die katastrophische „Wasserfuge“ seines Oratoriums aufgreift, über tonale Grenzen deutlich hinaus, ergibt sein Thema doch eine veritable 12-Ton-Reihe. Hingegen griff Schönberg in seinem Exilschaffen bisweilen bewußt auf den „alten tonalen Stil“ zurück und näherte sich dadurch Schmidt’schen Positionen. Das heute erklingende Sonatenfragment ist jedoch wieder eine gleichsam abstrakt gezeichnete, streng durchgeführte 12-Tonarbeit.
Im Programm figurieren zwei Komponisten, die eine von Schönberg verschiedene 12-Tontechnik entwickelt haben:
Der Schweizer Frank Martin, dessen 1944 komponierte panchromatisch klangschwelgerische Passacaille zu den Hauptwerken im Orgeloeuvre des 20. Jhs. zählt; und Josef Matthias Hauer, Schönbergs Wiener Antipode, der seine Zwölftonspiele aus dem 12-Ton-Kosmos einer Sphärenharmonie abgeleitet wissen wollte.
Von den schöpferischen Auseinandersetzungen um die Mitte des 20. Jhs. schwenken wir nun zu jenen der letzten Jahrzehnte: zwei markante Beispiele steuern der Schweizer Daniel Glaus und der Holländer Jan Welmers bei.
Glaus poetische Invention Aube et Aurore („Morgendämmerung und Morgenröte“) ist für eine kleine, historische Orgel im zweisprachigen Fribourg/Freiburg entstanden und erfährt hier – an der großartigen Metzler-Orgel – eine
beträchtliche klangliche Ausweitung. Und auch Welmers’ Sferen 70 – ein sehr individueller Kommentar zum avantgardistischen „Voluminismus“ der ausklingenden 1960er Jahre – sind für ein historisches Instrument konzipiert: nämlich die spätbarocke, kühn disponierte König-Orgel der Stevenskerk in Nijmegen, die in der St. Pöltener Metzler-Orgel ein kongeniales Gegenüber findet.
Aber – es ist der „alte Bach“, der uns immer wieder erstaunt und erregt! Er eröffnet das Programm, und die harmonischen Wagnisse seiner g-moll-Fantasie bereiten uns auf das Kommende vor ...
Der Künstler des Abends
Roman Summereder
geboren 1954 und aufgewachsen in Ried im Innkreis, ist ein österreichischer Organist. Nach Studien in Wien und Brüssel war er Korrepetitor am Brucknerkonservatorium in Linz und beim Jeunesse-Chor in Wien. Seit 1979 unterrichtet er an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien: zunächst Partiturspiel, später auch Basso Continuo, 1999–2019 Leitung einer Orgelklasse; 2014 übernahm er das Seminar zu Geschichte, Analyse und Repertoire der Kirchenmusik, das er nach seiner 2019 erfolgten Emeritierung weiterhin hält. Meisterkurse, Lesungen und Workshops, u. a. an der Internationalen Sommerakademie für Organisten in Haarlem, Veröffentlichungen zur Orgelmusik im Spannungsfeld der Moderne.
Summereder konzertiert an historischen und modernen Instrumenten. Die Orgelmusik des 20. und 21. Jahrhunderts bildet dabei einen besonderen Schwerpunkt seines Repertoires, das mittlerweile mit repräsentativen CD-Einspielungen dokumentiert wird. Hinzu kommen Uraufführungen und österreichische Erstaufführungen.
2003 wirkte er in der Filmdokumentation Grenzklänge – Das Phänomen György Ligeti mit Ligetis „Volumina“ mit, den der ORF zum 80. Geburtstag des Komponisten produziert hat. Große Aufmerksamkeit erregte seine 2012–14 erfolgte, weltweit erste Gesamteinspielung des Orgelwerks von Anton Heiller (dessen letzter Schüler er war) sowie die jüngst abgeschlossene Einspielung eines dreiteiligen großen Querschnitts durch das Orgelwerk von J. N. David (bei AMBIENTEAUDIO).
Bisherige Orgelzyklen von Roman Summereder
zum Nachlesen ...
Roman Summereder, an der Metzler-Orgel im Dom St. Pölten